In der Mitte des 18. Jahrhunderts entwickelt sich eine ausgeprägten Affenmode. Man liebt die Darstellungen von verkleideten Affen, die menschliches Verhalten imitierten. Meißens Meisterentwerfer Johann Joachim Kaendler (Seeligstadt 1706 – 1775 Meissen) greift diese Mode auf und parodiert mit seinen vermenschlichten und im Barocken Stil gekleideten Porzellanfiguren nicht nur die Musikergilde, sondern auch die kleinen Schwächen der gesamten höfischen Gesellschaft. Sein aus 25 Affen bestehendes Orchester (gemäss Albiker 1959) setzt er aus den unterschiedlichsten Musikern und Sängerinnen zusammen. Entworfen wurden diese musizierenden Geschöpfe ursprünglich als Tischdekoraktion für barocke Tafeln, um die gela- denen Gäste zu erheitern und die Konversation anzuregen. Es ist nicht sicher geklärt, welches Sujet die Affenkapelle bedienen sollte. Einerseits kann es sich um eine Parodie auf das sächsische Hoforchester handeln, andererseits als eine Kritik an der höfischen Gesellschaft im Allgemeinen gelesen werden. Mit Sicherheit aber ist dieses un- terhaltsame Gleichnis geprägt von Eleganz, Heiterkeit und einem gewissen Augenzwinkern. Es überraschen daher auch nicht, dass sich sogar Madame de Pompadour, die Mätresse von König Ludwig XV., bereits 1753 eine der ersten Affenkapellen überhaupt gesichert haben soll. Ihre Inspiration fanden diese dreidimensionalen und farbenfrohen Affen wiederum in Frank- reich, wo im 18. Jahrhundert derartige Primatendarstellungen verbreitet Einzug in die Ausstat- tungskunst hielten. Die sogenannten «Singeries» etablierten sich seit dem 16. Jahrhundert als eigenes Sujet. Das komisch-satirische Genre dieser Affen in Menschengestalt, sendete gleich- ermaßen vergnügliche, als auch moralische Botschaften an ihre Betrachter und fungierte bereits da, als eine Art kritisch-spottender Spiegel menschlicher Verhaltensweisen. Wie beispielsweise die Allegorie der Tulipomanie von Jan Brueghel d.J. schön vor Augen führt, konnten die Maler des Abendlandes in der Gestalt des Affen schon früh sittliche Wertvorstellungen und nicht ganz so positive menschliche Tugenden mit Humor zum Ausdruck bringen. Der Affe als Motiv in der Kunst, fungiert nunmehr bereits mehr als 500 Jahre als Spiegel der Gesellschaft.
RS 217
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Die Meissener Affenkapelle
Über Die Meissener Affenkapelle
In der Mitte des 18. Jahrhunderts entwickelt sich eine ausgeprägten Affenmode. Man liebt die Darstellungen von verkleideten Affen, die menschliches Verhalten imitierten.
Meißens Meisterentwerfer Johann Joachim Kaendler (Seeligstadt 1706 – 1775 Meissen) greift diese Mode auf und parodiert mit seinen vermenschlichten und im Barocken Stil gekleideten Porzellanfiguren nicht nur die Musikergilde, sondern auch die kleinen Schwächen der gesamten höfischen Gesellschaft. Sein aus 25 Affen bestehendes Orchester (gemäss Albiker 1959) setzt er aus den unterschiedlichsten Musikern und Sängerinnen zusammen. Entworfen wurden diese musizierenden Geschöpfe ursprünglich als Tischdekoraktion für barocke Tafeln, um die gela- denen Gäste zu erheitern und die Konversation anzuregen.
Es ist nicht sicher geklärt, welches Sujet die Affenkapelle bedienen sollte. Einerseits kann es sich um eine Parodie auf das sächsische Hoforchester handeln, andererseits als eine Kritik an der höfischen Gesellschaft im Allgemeinen gelesen werden. Mit Sicherheit aber ist dieses un- terhaltsame Gleichnis geprägt von Eleganz, Heiterkeit und einem gewissen Augenzwinkern. Es überraschen daher auch nicht, dass sich sogar Madame de Pompadour, die Mätresse von König Ludwig XV., bereits 1753 eine der ersten Affenkapellen überhaupt gesichert haben soll.
Ihre Inspiration fanden diese dreidimensionalen und farbenfrohen Affen wiederum in Frank- reich, wo im 18. Jahrhundert derartige Primatendarstellungen verbreitet Einzug in die Ausstat- tungskunst hielten. Die sogenannten «Singeries» etablierten sich seit dem 16. Jahrhundert als eigenes Sujet. Das komisch-satirische Genre dieser Affen in Menschengestalt, sendete gleich- ermaßen vergnügliche, als auch moralische Botschaften an ihre Betrachter und fungierte bereits da, als eine Art kritisch-spottender Spiegel menschlicher Verhaltensweisen. Wie beispielsweise die Allegorie der Tulipomanie von Jan Brueghel d.J. schön vor Augen führt, konnten die Maler des Abendlandes in der Gestalt des Affen schon früh sittliche Wertvorstellungen und nicht ganz so positive menschliche Tugenden mit Humor zum Ausdruck bringen. Der Affe als Motiv in der Kunst, fungiert nunmehr bereits mehr als 500 Jahre als Spiegel der Gesellschaft.
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